Da mir zum Schreiben die Inspiration fehlt, hole ich sie mir. Und zwar in Form kleiner Schreibchallenges, deren Ergebnisse ich hier teile. Die Challenges sind simpel. Ich bekomme eine Überschrift vorgegeben, dazu einige Wörter, die ich in meinen Text einbauen muss, wie bei einer Reizwortgeschichte. Für den Text habe ich vierzehn Tage Zeit...
Challenge Nr. 6
boulen
besonnen
Bulette
bizarr
Bällchen
Überschrift: Irgendwas mit Bumsen
Es ist ein offenes Geheimnis, dass es meine
Freundin ist, die mir die Wörter und Überschriften vorgibt, die ich für die
Schreibchallenges verwende. Jetzt soll ich irgendwas mit Bumsen schreiben. Damit
tue ich mich etwas schwer. Es ist ja nicht so, dass mir nichts dazu einfallen
würde oder dass ich das Gefühl hätte, es sei bereits alles zu diesem Thema
gesagt. Ganz im Gegenteil, dieser Bulette habe ich durchaus meinen Senf
hinzuzufügen, wenn ich das so unangebracht formulieren darf. Aber will das
irgendjemand lesen? Hier, in meinem bescheidenen Literatur-Blog, in dem ich
sonst so besonnen agiere und Abstand davon nehme, anderen meine Bällchen unter
die Nase zu reiben? Vielleicht bin ich da aber auch etwas zu prüde. Schließlich
ist das Bumsen ein wichtiger Bestandteil im Leben vieler Menschen, für nicht
wenige ist es Antrieb und Lebensinhalt. Ich bin da sicher nicht so, dass man
mich eine Ausnahme nennen könnte, ich ficke auch mal ganz gern. Das ist auch
gut so, denn dafür hat Gott, wie ich die/den Verantwortliche/n der Schöpfung
hier nennen möchte, mir meinen Schniedel gegeben.
Und siehe da, ich schreibe also doch über das Bumsen. Dabei wusste ich mit der
Vergabe der Challenge, dass ich alles Mögliche machen würde, nur nicht über das
Bumsen zu schreiben. Genauso wie ich auf keinen Fall einen Text voller Alliterationen
mit dem Buchstaben B schreiben würde, weil mich das B hindert.
Vielleicht schreibe ich aber nicht über das, was ich alles nicht tun werde und
statt dessen lieber über das, was ich tun werde. Es ist Frühling, es ist warm,
die Sonne scheint. Ich fahre neuerdings mit Inlineskatern, ein Bild für die
Götter. Ich möchte auch anfangen, Tischtennis zu spielen. Tischtennis ist genau
die Art von Sport, die man noch Sportart nennen kann, die aber gleichzeitig
nicht zu anstrengend wird. Tischtennis braucht Konzentration und Fokus, etwas
Technik und Spielwitz. Wenn man eine/n ähnlich starke/n Gegner/in hat, kommt
das Mindgame hinzu und man versucht, die gegnerischen Vorhaben zu kontern. In
der Summe ein fantastisches Spiel, das zudem relativ schnell gespielt ist.
Boule ist auch so ein Sport – wobei ich eher „Sport“ schreiben müsste – bei dem
Konzentration und Fokus an erster Stelle stehen. Ich überlege schon seit
einigen Jahren, dass ich gerne mal boulen möchte. Aber dafür bin ich
noch nicht alt genug. Ich brauche auch einen Bauch und mit dem Rauchen sollte
ich schleunigst anfangen. Dann steht meiner Karriere nichts mehr im Wege. So allerdings
wäre es ein bizarres Bild. Ich würde zu sehr auffallen zwischen den Alten –
jung, athletisch, mit meiner Alabasterhaut. In spätestens zwanzig Jahren bin
ich alt und dick und paffe gerne mal eine, dann trainiere ich für Turniere, bei
denen man einen Truthahn oder so gewinnen kann. Die Pokale stelle ich mir dann
in eine hässliche Vitrine aus den 90ern, die ich auf der Straße gefunden habe.
Die Pokale schaue ich mir täglich an, nehme sie in die Hand und putze sie mit
einem Brillenputztuch. Dann glänzen sie inmitten meines staubigen Wohnzimmers,
das muffig nach alter Mann, Bohnen und etwas Tabak riecht.
Das ist die ferne Zukunft. In näherer Zukunft fahre ich immer weniger
unbeholfen Inlineskater und schreibe an meinem ersten Buch. Einen Titel habe
ich schon, den verrate ich aber nicht. Das wäre gespoilert, außerdem könnte es
passieren, dass jemand den Titel super findet und übernimmt, dann stehe ich
blöd da. Studieren werde ich nach 27 Semestern übrigens nicht mehr, habe ich
beschlossen. Beschlossen ist natürlich relativ, in meinem vermurksten Leben
bleibt nichts ausgeschlossen. Womöglich studiere ich also doch noch einmal,
dann im Master. Vielleicht irgendwas mit Bumsen.