Donnerstag, 1. Januar 2015

Fernbus-Schreiben


Stummes Schreiben keiner Texte, stummes Lauschen alter Sounds. Merken, dass der Stift ist kacke. Ebenso wie Satzbau auch. Unlust wächst, ich schreibe weiter. Stift bleibt kacke, Satzbau geht. Innehalten – kurz gelesen, was da hier bis jetzt so steht. Gebannt schau ich auf meine Rechte, wartend, was die Linke schreibt. Ist es Willkür oder Wille, was die Hand nach vorne treibt?
Stift bleibt kacke und mein Satzbau irgendwie schlimm wechselhaft. Ohne diesen Minusgriffel hätte ich längst mehr geschafft.


„Kann mir wer 'nen Stift besorgen?“, schrei ich durch den vollen Bus.


Jung und Alt schaut schwer entgeistert, ich kontere mit Hundeblick. Alles sucht und kramt und findet, und ich teste Stück für Stück.

Einer geht nicht, einer fließt nicht, einer flitzt mir übers Blatt. Wutentbrannt schubs ich das Kleinkind. „Junge! Der is‘ viel zu glatt!“
Dick wie Kreide, schwer wie Kobalt, dünn wie junges Pferdehaar und wieder leicht wie eine Fee. Ich sag „Sorry“, ich sag‘ „Fick dich“, meistens sag ich aber „Nee.“

Der Aufruhr legt sich, es erhebt sich engelsgleich die Blonde Sie. Ich kämpfe, doch ihr Kugelschreiber zwingt mich weinend in die Knie.
'Nie hat sich ein Schriftsteller jemals seiner Schrift gestellt.' schreib ich, weiß nicht, was ich tue – nicht mal, ob es mir gefällt.
Der Stift ist klasse und mein Engel XXX-Inspiration. Wir sind Eltern und verzaubert schreibt der Papa an dem Sohn.
Ich seh nur noch meine Schöne, unsre Lippen nähern sich. „KRRRCH…! Sooooo, gleich kommt Freiburg!“, lärmt es plötzlich fürchterlich.

Benommen reibe ich die Augen. Kacke, alles nur ein Traum.

Mein Blatt ist leer; der feuchte Lappen riecht nach Sabber-Wunderbaum.


P.S.: Scheiß auf Krösus.

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